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Trauma und Sexualität

Trauma und Sexualität, sexueller Missbrauch, sexualisierte Gewalt

Gerade in unserer Zeit stehen die Begriffe Trauma, Traumatisierung und die Auswirkungen im Fokus des medialen Interesses. Fast in jeder Institution werden Fälle sexuellen Missbrauchs oder auch sexueller Gewalt aufgedeckt und thematisiert. Gerade in der Ausbildung in Paartherapie und Sexualtherapie gilt es, auf die Folgen von Traumatisierungen für die Sexualität zu fokussieren. Als Sexualtherapeut*innen und Paartherapeut*innen sollten wir wissen, wie Trauma und Sexualität zusammenhängen und mit welchen Auswirkungen in Paarbeziehung und in der sexuellen Interaktion zu rechnen ist.

Verschiedene Traumatypen und ihre Implikationen

Trauma bedeutet aus dem Griechischen übersetzt Wunde. Im Bereich der Traumaforschung unterscheidet man zwischen verschiedenen Traumatypen. Dort ist zum einen der Traumatyp 1 zu nennen, der ein einmaliges Erlebnis, wie zum Beispiel eine Naturkatastrophe, ein Raubüberfall oder ein Verkehrsunfall, beschreibt. Hier ist nachvollziehbar, dass man bei einem solchen Traumatypus, dass auf ein singuläres Ereignis zurückzuführen ist, sicherlich gezielter mit dem Ereignis selbst arbeiten muss. Der psychische Verarbeitungsprozess macht sich eben hierbei an einer konkreten Situation oder auch einer Reihe von Situationen fest.

Der Traumatypus 2 hingegen lässt sich auch als Entwicklungstrauma bezeichnen. Unter einem solchen Trauma versteht man ein länger andauerndes und sich wiederholendes, traumatisches Erlebnis, wie beispielsweise Krieg, Folter, Entführung oder auch wiederholten Missbrauch. Es kann hierbei sein, dass dieses Erlebnis eine ganze Lebensphase andauert und damit eben auch die Entwicklung der betroffenen Person beeinflusst ist.

Ein weiteres Kriterium zur Unterscheidung, welches man auf beide Traumatypen anwenden kann ist, ob dieses Trauma durch Menschenhand verursacht wurde oder eben ohne Beteiligung von anderen Menschen zustande gekommen ist. Hier ist leicht nachvollziehbar, dass eine traumatische Erfahrung, die durch Menschenhand oder unter maßgeblicher Beteiligung von Menschen gemacht wurde, auch nachhaltigere Auswirkungen auf das Bild von Beziehung und das Vertrauen in Menschen und menschliche Beziehungen haben kann. Schließlich muss man ja damit rechnen, dass Menschen zu so etwas fähig sind, während man bei anhaltenden Naturkatastrophen die Verantwortung schwer delegieren kann.

Wie Traima und Sexualität zusammenhängen

Sexuelle Gewalt versus nicht sexuelle Traumatisierung

Unter sexueller Gewalt werden Handlungen gegen die sexuelle Selbstbestimmung verstanden. Dies reicht von sexueller Belästigung bis hin zu Übergriffen und Missbrauch durch Fremde oder Bekannte. Hier wiederum kann man sich gut vorstellen, die nachhaltig eine sexuelle Traumatisierung wirkt, wenn sie durch eine bekannte Person verursacht wurde. Gerade im familiären Kreis wirkt sexualisierte Gewalt dementsprechend besonders destruktiv. Angeblich soll das Vorkommen sexuellen Missbrauchs in der Kindheit seit den letzten 20 Jahren in Deutschland von knapp 6 auf knapp 2 % zurückgegangen sein.

Neben sexueller Gewalt können auch nicht sexuelle Misshandlung im Kindesalter negative Auswirkungen auf Sexualität und Beziehung zeigen. Unter den nicht sexuellen Traumatisierungen versteht man: Körperliche Gewalt, emotionale Gewalt, körperliche Vernachlässigung und emotionale Vernachlässigung. Die Formen der emotionalen Gewalt und Vernachlässigung können auch unter dem Begriff der Bindungs- und Beziehungstraumatisierung zusammengefasst werden. Hier lässt sich bereits ein Zusammenhang zur Beziehungsfähigkeit herleiten. Schließlich entsteht gerade in jungen Jahren, in unserer Kindheit, die innere Landkarte, an der wir Beziehung und damit auch unsere Sexualität ausrichten.

Trauma und die Auswirkung auf die Sexualität

Der Zusammenhang zwischen Trauma und Sexualität ist entscheidend

Im Verständnis der Beziehungsdynamischen Sexualtherapie ist Sexualität ein möglicher Kommunikationskanal innerhalb einer Beziehung. Die sexuelle Kommunikation in einer Partnerschaft fördert Intimität, diesen kommunikativen Kanal zu nutzen erfordert aber auch Vertrauen in sich selbst. Schließlich gilt es, sich mit seiner Verletzlichkeit und in wortwörtlicher Nacktheit einem anderen Menschen zu zeigen. Zumindest dann, wenn es um wahre Intimität geht. Menschen, die in nahen Beziehungskonstellation beispielsweise durch Menschen im familiären Umfeld, sexuellen Missbrauch oder nichtsexuelle Gewalt erfahren haben, erleben Intimität sicherlich nicht ausschließlich als etwas Erstrebenswertes. Innerhalb einer engen, erwachsenen Beziehung werden sie wieder an diese frühe Zeit erinnert, in der sie eine psychische Wunde erfahren haben. Dies geschieht in der Regel unbewusst und unwillkürlich, bestimmt aber darüber, inwieweit sexuelle Intimität zugelassen werden kann.

Beziehungsdynamische Paar- und Sexualtherapie ist keine Traumatherapie

Beziehungsdynamische Paar- und Sexualtherapie fokussiert auf die Beziehungsdynamik zwischen zwei Menschen oder innerhalb eines Menschen. Unsere Aufgabe sehen wir darin, tabuisierte Aspekte in der Beziehung und in der Selbstbeziehung ins Bewusstsein zu führen. Diese Arbeitsweise wird manchmal als konfrontativ erlebt und insbesondere in Paartherapie ist eben diese Konfrontation mit verschatteten Inhalten auch unser Anliegen.

Gerade wenn Menschen schwere Traumatisierungen erfahren haben und dementsprechend belastet davon sind, sollte in einigen Fällen eher eine spezielle Traumatherapie in Erwägung gezogen werden. In einer Traumatherapie steht ein eher langsames und behutsames Vorgehen im Vordergrund. Hier gilt es in manchen Fällen zu stabilisieren und darin zu unterstützen, Gestaltungsmöglichkeiten und Selbstwirksamkeit zu erlangen. In unseren Ausbildungen in Beziehungsdynamischer Paar- und Sexualtherapie vermitteln wir ein grundlegendes Verständnis dafür, allerdings liegt unser Fokus nicht im Bereich Traumatherapie. Wir sensibilisieren für erlebte Traumata und auch darauf, welche Auswirkungen diese psychischen Wunden auf Sexualität und Beziehungsgestaltung im Hier und Jetzt haben. Einige unserer Auszubildenden befürchten, mit Menschen, die Traumatisierungen erfahren haben, nicht adäquat umzugehen und gegebenenfalls Retraumatisierungen auszulösen. Unser Anliegen ist es, unseren Auszubildenden durch das notwendige Wissen Sicherheit zu vermitteln.

Trauma und Sexualität - Video

auf unserem Youtube-Kanal finden sich einige Videos zu den Themen Trauma, Sexualität, sexuelle Störungen und Paartherapie/ Sexualtherapie

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